Obwohl das Tonnendach zu den ältesten Dacharten zählt, ist es nicht oft zu sehen. Das liegt gewiss daran, dass viele Bauherren die üblichen Formen gewohnheitsmäßig bevorzugen. Das Besondere zu wagen, trauen sich die Wenigsten. Sollten Sie zu diesen Leuten gehören, lassen Sie sich bitte gründlich beraten. Sonst könnte Ihr Vorhaben bald in Frust umschlagen.
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ToggleEine Dachform mit langer Tradition
Auch wenn man das Tonnendach heutzutage wenig sieht, hat es dennoch eine lange Tradition. Bereits tausende Jahre vor Christi kannten die an und in der Stadt Jericho lebenden Menschen runde Dächer. Anfangs setzte sich diese Bauform besonders im Orient durch. Selbst kleinere mit Schilf bedeckte Häuser trugen nach Erkenntnissen von Archäologen gewölbte Hauben. Später war das Runddach vereinzelt auch in Europa auf größeren mittelalterlichen Bauwerken, meist Kirchen, zu sehen. Seine höchste Blüte erreichte es jedoch erst mit der beginnenden Industrialisierung. Das Gusseisen zog ins Bauwesen ein und ermöglichte, breitere Flächen bogenmäßig zu überspannen. Viele Industriegebäude und mit Tonnendächern überspannte Bahnhofshallen entstanden. Bis heute zeugen sie von hoher Ingenieurskunst und den Vorteilen dieser Bauweise.
Tonnendächer in verschiedenen Formen
Ein Tonnendach stellt im Querschnitt nichts anderes dar, als ein Kreissegment. Im Grunde ist es von der Kontur her eine waagerecht durchschnittene Tonne – daher der Name. Der Fachmann indes geht noch weiter und unterteilt diese Dächer nach ihrer speziellen Form. Neben der klassischen kreisrunden Ausprägung kennt er zusätzlich das spitzbogige Profil (die sogenannte Spitztonne) sowie das Bogendach, das in der Wölbung einem kleineren Kreisstück entspricht. Oft ist auch das zykloide Tonnendach zu sehen. Dieses besteht aus mehreren aneinandergereihten Bögen. Doch egal welche Form, alle Tonnendächer haben eines gemeinsam: Mit ihren Holz- beziehungsweise Metallgrundkonstruktionen verfügen sie über eine hervorragende Statik. Eingedeckt mit Glasplatten, Kupfer- oder Edelstahlblechen, sind es zumeist Industriebauten und Einkaufszentren, die mit einer derartigen Konstruktion ihren oberen Abschluss finden.
Vor- und Nachteile abwägen
In letzter Zeit allerdings kommen auch mit Tonnendächern versehene Ein- und Zweifamilienhäuser wieder in Mode. Sollten Sie dahingehend Ambitionen verspüren, beraten sie Ihr Vorhaben bitte mit einem Experten. Neben der auffallenden Form, des geringen Platzverlustes sowie der guten Statik, ergeben sich bei genauer Überlegung Faktoren, die es zu bedenken gilt. Als Erstes checken Sie dabei die Mehrausgaben. Da Sie solch ein Dach nicht mit herkömmlichen Ziegeln eindecken können und ein enormer Isolationsbedarf besteht, schießen Handwerker- und Materialkosten in die Höhe. Außerdem wird es schwierig, Solarelemente anzubringen, auch der Einbau von Dachfenstern und Gauben erfordert größeren Aufwand. Haben Sie alles bedacht und nehmen diese Nachteile in Kauf, steht Ihrem Bau nichts im Wege. Außer vielleicht hinterher Leute, die staunend vor Ihrem Haus stehen bleiben.