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Das Haus zur Goldenen Waage – prächtiger Fachwerkbau in Frankfurts Altstadt

Der prunkvolle Renaissance-Fachwerkbau direkt vor dem Dom ist das Herzstück der Neuen Altstadt in Frankfurt am Main – das Haus zur Goldenen Waage – ein stolzes Kaufmannshaus mit vierhundertjähriger Geschichte. Die Goldene Waaage gilt als architektonisch und kunsthistorisch besonders wertvoll. Das wiederaufgebaute Gebäude erstrahlt in neuem Glanz: Es legt im wiederbelebten Stadtkern der Mainmetropole Zeugnis ab von mittelalterlicher Bau- und Handwerkskunst.

Historisches Baujuwel als Touristenattraktion

Die Neuerrichtung der Goldenen Waage war Teil eines städtebaulichen Großprojektes im Zentrum der Frankfurter Altstadt. Auf dem geschichtsträchtigen Krönungsweg zwischen Dom und Römer entstanden zahlreiche Neubauten nach historischem Vorbild: Der Stadtkern erhielt ein völlig neues Gesicht. Das Haus zur Goldenen Waage stand in diesem Konzept im Blickpunkt des öffentlichen Interesses und das Ergebnis kann sich sehen lassen: Das altehrwürdige Kaufhaus mit Wiedererkennungswert wird bei Gästen und Stadtbewohnern wieder als eine der Frankfurter Hauptsehenswürdigkeiten wahrgenommen.

Wohlhabender Bauherr aus den Spanischen Niederlanden

Abraham van Hamel war bereits erfolgreicher Geschäftsmann, als er sich in Frankfurt am Main niederließ. Der Zuckerbäcker und Gewürzhändler aus Antwerpen trug seinen Reichtum offen zur Schau und machte sich damit nicht nur Freunde. So war auch die geplante Errichtung seines prunkvollen Kaufmannshauses von heftigen Widerständen begleitet. Allen Widrigkeiten zum Trotz war das Haus zur Goldenen Waage im Jahre 1619 bezugsfertig: ein prächtiges Geschäfts- und Wohngebäude an der besten Adresse, direkt am Krönungsweg vor dem Kaiserdom St. Bartholomäus gelegen.

Prachtvolle Renaissancefassade mit solidem Fachwerk

Die Arkaden des Erdgeschosses erlaubten großräumig Einblicke auf die in der Kontorhalle ausgestellten Waren. Über der Bobbelage, des als Lager fungierenden kleinen Zwischengeschosses, befanden sich zwei Fachwerkgeschosse. Diese wurden zu sonstigen Arbeits- sowie zu Wohnzwecken genutzt. Über zwei weiteren Geschossen unter einem steil ausgeführten Satteldach ließ der Eigentümer ein luxuriöses Belvederchen, einen offenen Dachgarten mit einzigartigem Fernblick anlegen.

Luxus bis ins Detail

Der Erbauer und Ersteigentümer überließ bei der standesgemäßen Ausstattung nichts dem Zufall. Das Gebäude beeindruckte durch üppigen Fassadenschmuck und kunstvolle Schnitzereien am Eckpfeiler des Hauses. Die namensgebende Goldene Waage schwebte ursprünglich über der Eingangstüre. Im Inneren zeugten Marmorböden und mehrfarbiger aufwendiger Stuck von der Wohlhabenheit des Kaufmannes.

Wechselvolle Geschichte

Nach dem Tod van Hamels und häufig wechselnden Besitzverhältnissen erwarb gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Stadt Frankfurt das Haus. Sie ließ es renovieren und übergab es 1913 dem Historischen Museum. Im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Frankfurter Altstadt und mit ihr das Haus zur Goldenen Waage zerstört – die wertvolle Fachwerkkonstruktion ging dabei in Flammen auf.

Aufwendige Rekonstruktion

Die Wiedererrichtung des Hauses im Rahmen des DomRömer-Projekts war im Jahr 2018 abgeschlossen. Arbeiten am Innenausbau verzögerten sich wegen des hohen Aufwandes. Die Goldene Waage von heute ist ein schöpferischer Nachbau des ursprünglichen Gebäudes: Aufgrund diverser Auflagen für Neubauten wäre eine bis ins Detail genaue Nachbildung nicht möglich gewesen. Die Rekonstruktion des Renaissance-Kaufhauses schließt auch die Inneneinrichtung mit ein: Viele rechtzeitig vor der Kriegszerstörung ausgelagerte Gegenstände sind erhalten geblieben.

Die Goldene Waage als Schmuckstück der Neuen Altstadt

Das wiederhergestellte historische Fachwerk aus altem Eichenholz, reich verzierte Sandsteinarkaden und Schnitzereien, mit Schmiedeeisen vergitterte Bogenfenster, Eichenportale und Stuckdecken … viele bis ins Kleinste geplante und von den Handwerkern gewissenhaft umgesetzte Details machen das Haus zur Goldenen Waage zur Hauptattraktion der Neuen Altstadt. Das Erdgeschoss beherbergt heute ein Kaffeehaus, in den darüberliegenden Geschossen gewährt das Historische Museum Einblick in die bedeutsame Historie des klassischen Kaufmannshauses. Von der Dachterrasse aus – dem Belvederchen mit Laube und Zierbrunnen – geht der Blick weit über die Dächer der Stadt: Die Aussicht ist heute wie damals beeindruckend.

Hinweis zur Bildquelle:
Von Photography: Rolf Kellner; Coloration: Michael Färber – own archive, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=39650308